Häutung der Kornnatter
Häutung: Einer der
eigenartigsten Vorgänge bei den Reptilien ist die Häutung. Bereits
einige Tage vor Beginn der Häutung erkennt man das vobestehende
Ereignis an der Eintrübung der Augen ins Bläuliche. Auch die
Färbung wird in der Regel stumpf und düster. Die Schlange
verhält sich in dieser Zeit recht ruhig und nimmt nur noch in
Ausnahmefällen Nahrung zu sich. ( Wobei ich
persönlich diese Erfahrung noch nicht machen konnte, da meine Schlangen
auch alle kurz vor einer Häutung Nahrung zu sich nehmen) Erst am Ende
dieser Phase wird die Kornnatter unruhig, kriecht umher und reibt ihren Kopf
gegen feste Gegenstände, bis die Haut in der Mauelregion
aufplatzt.
Dies unterstützt
sie noch dadurch, daß sie Blut in den Kopf
pumpt, und zwar besonders in den Bereich der Augen, so daß
die Hornschicht dort aufzureißen beginnt. Wenn diese dann erst einmal von
den Kiefern abgestreift ist, erscheint es in der Regel für die Schlangen
ziemlich einfach, sich aus der restlichen alten Haut zu befreien. Sie kriechen
dafür durch dichtes Gestrüpp oder durch Felsspalten, bis sich die
Oberhaut irgendwo verfängt oder festklemmt. Dann streift die Kornnatter
sie einfach ab, in dem sie herausschlüpft. Dabei krempelt sie Innenseite
der Haut nach aussen. Da sich ja nur die tote,
dünne Oberhaut ablöst, zerreißt das Natternhemd - so wird die
milchig gefärbte Hornhaut nach der Häutung bezeichnet - sehr leicht.
Auch ist das Natternhemd wesentlich länger als die Schlange, da jetzt die
gesamte Haut in gestreckter Form vorliegt und somit um die Zwischenhäute,
die sonst zwischen den Schuppen verborgen liegen, verlängert ist. Die
Häufigkeit des Häutungsprozesses variiert recht stark. Das liegt zum
einen an dem Alter der Tiere - so häuten sich Jungtiere während
Wachstumsphase natürlich wesentlich öfter als ausgewachsene Schlangen
- und zum anderen an dem Nahrungsangebot und dem Gesundheitszustand. Aber auch
andere Faktoren wie Temperatur und Feuchtigkeit spielen eine Rolle. Ein
gesundes Tier, das artgemäß gepflegt wird, häutet sich immer in
einem Stück.
Die erste
Häutung frisch geschlüpfter Jungtiere erfolgt nach etwa 10 bis 15
Tagen. In dieser Zeit, wenn die Tiere eine enorme Wachstumsrate an den Tag
legen, erfolgt auch entsprechend oft die Häutung. Bereits 10 Tage nach der
ersten kann die zweite erfolgen. Jungschlangen häuten sich im ersten
Lebensjahr bei guter Ernährung 7- bis 13mal. Größere Tiere
können sich bis zu acht mal im Jahr häuten.
Auffallend ist auch, daß sich beide
Geschlechter etwa einen Monat nach Beendigung der Winterruhe und die Weibchen
häufig kurz vor und kurz nach der Eiablage häuten. Hin und wieder
wurde auch im Terrarium eine Art Streßhäuten
beobachtet. Aufgrund von Ernährungsfehlern (zu hohe einseitige
Vitaminabgaben) häuteten sich die Tiere häufiger als normal. Dieses
ist natürlich der Gesundheit nicht förderlich, da die Schlangen ca.
2,5 bis 3% ihres Körpergewichts verlieren. Das Natternhemd selbst macht
nur etwa 1% des Körpergewichts aus.
Doch wie geht nun der Häutungsprozeß
vonstatten? Nach erfolgter Häutung beginnt für die Haut eine
unterschiedlich lange Zeitspanne in einer Art Ruhezustand. Plötzlich, den
genauen Auslöser kennt man nicht, trifft die Haut erneut vorbereitungen für eine Häutung. Hierfür
teilt sich ein Großteil der Zellen innerhalb der untersten Hautschicht.
Dies geschieht so lange, bis mehrere Zellenreihen vorliegen, die sich von innen
nach außen stärker abflachen. Jetzt kann man bereits zwei aufeinanderfolgende Generationen von Hautschichten
erkennen. Unterhalb der ursprünglichen Hornhaut bildet sich eine Art
Zwischenschicht, im nächsten Stadium eine Spaltzone zwischen der alten und
der neuen Epidermis. Die innere Hornhaut wächst weiter und lagert Kreatine für die Festigkeit in die
Außenschichten ein. Die restlichen, tiefer gelegenen Reihen werden zur
neuen Zwischenzone. in dieser Phase hellt sich Haut auf. Ist der Reifungsprozeß abgeschlossen, streift die Kornnatter
wie erwähnt die alte Haut als Natternhemd ab.
Das
Regenerationsvermögen der Haut ist nach Verletzung recht unterschiedlich
ausgeprägt. Nach einer schweren Schädigung benötigen die
Schlangen zum Beispiel mehrere Häutungen, ehe die Wunde völlig
ausgeheilt ist. Die neu gebildeten Schuppen sind danach überwiegend
unregelmäßig angeordnet.
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